Der Euro kann sich mit einem Anstieg auf 1,12 Franken nicht anfreunden. Stattdessen verdichten sich die Anzeichen für dauerhafte Wechselkurse, die mit einer Null nach dem Komma beginnen. Die auf wackligen Beinen stehenden Volkswirtschaften in Frankreich und Italien bereiten Anlass zur Sorge. Waren es doch gerade diese Länder, die einst versprachen, dass mit niedrigen Zinsen und einem abschwächten Euro zum US-Dollar alles gut wird.
1 Euro ist am Freitagabend lediglich 1,0970 Franken wert. Vor einer Woche brachte die Gemeinschaftswährung noch 1,1198 Franken auf die Waage. Der Rückfall dürfte zu einem großen Teil auf die schwache Konjunktur im Euroraum zurückzuführen sein. Frankreichs Wirtschaft schaffte im vierten Quartal nur ein Wachstum von 0,2% - nach 0,3% im Vorquartal. In Italien, das sich dieser Tage gerne als Reform-Champion hinstellt, ging die Wachstumsrate im Schlussquartal überraschend auf 0,1% zurück.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Staatshaushalten beider Ländern etwa 2-3% der Wirtschaftsleistung zusätzlichen Verschuldungsspielraum geschaffen. Hintergrund sind die Käufe von Staatsanleihen, die die Zinsen drücken. Zwischen 30-50 Milliarden Euro an Zinsersparnis haben Frankreich und Italien jedes Jahr in der Tasche, mit der sie die Konjunktur ankurbeln können.
Hinzu kommt der Absturz des Euros von 1,40 Dollar im Mai 2014 auf 1,06 im Dezember 2015. Die Abschwächung der Gemeinschaftswährung war eine zentrale Forderung beider Ländern. Mit einem weichen Euro würde man ein sehr viel stärkeres Wirtschaftswachstum und eine niedrigere Arbeitslosigkeit haben, versprachen die Regierung von Frankreich und Italien vor wenigen Jahren noch. Das hat sich nun als großer Irrtum herausgestellt.