Schwerer Rückschlag für den Euro: 1 Euro ist nur noch 1,09 Franken wert, nachdem es zu Monatsbeginn noch 1,12 Franken waren. Ein Auftritt des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in der Hauptstadt der Eurozone wird zu einem Bauchplatscher für den EUR/CHF-Kurs. Thomas Jordan hätte verbal sicherlich ein wenig mehr eingreifen können, um den Wechselkurs zu stützen. Interessanterweise tut er es aber nicht.
Die Möglichkeiten der Geldpolitik seien nicht unbegrenzt, sagt Jordan auf einer Veranstaltung der Universität Frankfurt. Auch könne die Wirkung von geldpolitischen Maßnahmen mit der Dauer und der Dosis abnehmen. Die Aussagen sind Sprengstoff für den EUR/CHF-Kurs, legen sie doch nahe, dass die SNB mit ihrem Lockerungs-Latein zur Abschwächung des Schweizer Frankens am Ende ist.
Darüber hinaus wird deutlich, wie sehr sich die Geldpolitik von SNB und EZB inzwischen unterscheiden. Mario Draghi und sein Direktoriumskollegen Peter Praet und Benoît Coeuré würden sich wahrscheinlich lieber die Zunge abbeißen, als öffentlich zuzugeben, dass ihre Optionen begrenzt sind und die vorgenommenen Lockerungen kaum noch wirken.
Weil die geldpolitischen Pfade der Schweiz und des Euroraum immer weiter auseinander laufen, gerät der Euro unter Verkaufsdruck. Da hilft es auch nicht, dass Jordan ein paar kosmetische Korrekturen vornimmt: "Tatsächlich hat sich der Franken über die letzten zwölf Monate sogar etwas abgeschwächt. Trotzdem bleibt der Franken gegenüber dem Euro real weiterhin deutlich überbewertet", so Jordan.
Die Schweiz ist sich offenbar bewusst, dass sie an einem starken Schweizer Franken nicht vorbei kommt. Die EZB hat den Punkt, an dem es kein zurück mehr gibt, überschritten. Zinserhöhungen im Euroraum sind praktisch unmöglich geworden. Portugal, Spanien und Italien wären sofort in einer Staatsschuldenkrise, müssten sie auf auf ihre Staatsschuld einen marktüblichen Zins - und nicht einen von der EZB subventionierten Zins - zahlen.
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