Der Euro klettert mit 1,1125 Dollar auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Monaten. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte man nun wieder nervös werden. Börsianer wetten bereits darauf, wer aus dem EZB-Direktorium als erstes an die Öffentlichkeit geht, um mit dem Ankündigen einer noch lockereren Geldpolitik den Euro wieder abzuschwächen.
EZB-Vizepräsident Constancio ist ein ganz heißer Kandidat für diesen Job. Der Portugiese ließ es sich schon nicht nehmen nur zwei Tage nach den Terroranschlägen von Paris deren Wirkung auf die Finanzmärkte zu analysieren. Sollte die EZB verbal intervenieren, ist ein Rückfall des Euro-Franken-Kurses unter 1,10 möglich. Die Märkte müssten dann wieder überprüfen, was die SNB etwaigen EZB-Maßnahmen entgegensetzen könnte.
- Einlagenzins senken "Die SNB will den Zinsunterschied der Schweiz zum Rest der Welt aufrechterhalten, um den Franken zu schwächen", sagt Hans Redeker, Chef für globale Währungsstrategie von Morgan Stanley. Demzufolge müsste die SNB ihren negativen Leitzins ein weiteres Mal senken. Am Schweizer Geldmarkt wird laut Morgan Stanley eine Leitzinssenkung um 0,15% bis Juni 2016 eingepreist.
- Intervenieren am Devisenmarkt Damit die Schweizer Währungshüter Euro-Stützungskäufe tätigen, müsste der Euro wohl schon unter 1,08 Franken fallen. Danach sieht es momentan nicht aus. Erneute Interventionen am Devisenmarkt will die SNB unbedingt vermeiden. Hintergrund ist ihre aufgeblähte Notenbankbilanz.
- Bilanzsumme konservieren Die Bilanzsumme der SNB ist mit rund 620 Milliarden Franken so hoch wie das Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die im Zuge der Intervention angehäufte Euro-Devisenreserven hat die SNB vor allem in deutsche Bundesanleihen und französische Staatsanleihen gesteckt. Die SNB könnte nun ankündigen, fällig werdende Papiere wieder anzulegen. Dies käme einer leichten Lockerung der Geldpolitik gleich müsste daher den Franken ein wenig abschwächen.