Die Händler am Devisenmarkt tun so, als gäbe es die neue Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht. Der EUR/CHF-Kurs pendelt seelenruhig zwischen 1,09 und 1,10. Er befindet sich damit deutlich über der Schmerzgrenze der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die nach Einschätzung der UBS bei 1,05 liegt.
Die SNB-Währungshüter dürften am Donnerstag auf ihrer geldpolitischen Sitzung den Negativzins in der Schweiz bei -0,75% belassen. Und das obwohl es am Donnerstag zuvor Mario Draghi so richtig krachen ließ. Die EZB senkte den Einlagenzins von -0,30% auf -0,40% und erhöhte die monatlichen Käufe von Staatsanleihen und anderer Anleihen um 20 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro.
Auch beschloss die EZB ihren eigentlichen Leitzins durch eine Senkung von 0,05% auf 0,00% de facto abzuschaffen und Geschäftsbanken großzügige Langfristkredite für einen Zins von -0,40% zur Verfügung zu stellen. Banken werden zu Doppelverdienern. Sie kassieren, wenn sie sich Geld von der EZB leihen, und kassieren ein zweites Mal, wenn sie das Geld an Verbraucher und Unternehmen zu einem positiven Zins weiterverleihen.
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"Die SNB hat keinen Handlungsbedarf, besonders mit einem Franken bei nun 1,10 zum Euro", erläutert der Volkswirt Manuel Andersch von der Bayerischen Landesbank (BayernLB) im Gespräch mit Bloomberg. Die EZB habe signalisiert mit den Zinsen nicht noch tiefer gehen zu wollen, was den Druck von der SNB nehme, die Geldpolitik in der Schweiz zu lockern.
Nur wenn die Euro-Stützungskäufe außer Kontrolle gerieten, um den EUR/CHF-Kurs über einer "Schmerzgrenze von 1,05 zu halten", würde die SNB den Negativzins weiter senken, analysierte die UBS bereits zu Jahresbeginn. Gefährlich wurde es aber für die SNB zuletzt nicht. Vielmehr hat sich die Lage sogar verbessert. Die Devisenreserven der SNB sanken im Februar um vier Milliarden Franken auf 571 Milliarden Franken, was ein klares Indiz dafür ist, dass sich der EUR/CHF-Kurs aus eigener Kraft bei 1,10 halten konnte.