Zwei Monate nehmen die Vertreter von Europäischer Zentralbank (EZB) und US-Notenbank (Fed) die Finanzmärkte unter verbales Dauerfeuer. Das hat ganz gut funktioniert. Die Stimmung unter Anlegern ist fast schon wieder ausschwänglich. Den Euro-Franken-Kurs haben die Dampfplauderer nach unten geredet.
Börsentäglich im Schnitt ein bis zwei Vertreter aus Janet Yellens Offenmarktausschuss (FOMC) redeten viel, sagten aber nichts. Ob die Fed in diesem Jahr überhaupt die Zinsen anheben wird, ist ungewisser denn je. Die EZB-Vertreter haben sich ein wenig aufgeplustert. Die Zinsabschaffer strichen heraus von niemanden abhängig zu sein und kündigten an, auf ihren Lockerungsabenteuern selbstbewusst vorwegzugehen.
"Die Europäische Zentralbank versucht sich da gerade an einem wahnwitzigen Experiment." Gläubiger müssten dafür zahlen, dass sie anderen Geld leihen. "Man braucht kein Finanzfachmann zu sein, um festzustellen: Das ergibt absolut keinen Sinn." So kommentierte der früherer Vorstandschef des weltgrößten Anleiheinvestors Pimco, Mohamed El-Erian, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung die Situation.
Es gibt Ungereimtheiten an den Finanzmärkten. In den USA wundern sich Börsianer, warum Aktien steigen, aber nicht die Zinsen für Festverzinsliche. Das ergebe keinen Sinn. Auch der EUR/CHF-Kurs ist so ein Buch mit sieben Siegeln. Auf dem Höhepunkt des Börsenbebens im Februar war 1 Euro bis zu 1,12 Franken wert. Aktuell sind es nur 1,09.
Warum schwächt sich der Schweizer Franken ab, wenn die Panik am größten ist und er doch als sicheren Hafen gefragt sein müsste. Warum wird er stärker, währenddessen sich die Konjunkturerwartungen im Euroraum - wie heute noch einmal von einem steigenden ZEW-Index bestätigt - aufhellen? Das ergibt keinen Sinn.
Die Ungereimtheiten sind ein Indiz dafür, dass etwas nicht stimmt. Durch das viele Gerede der Notenbanker dürften in einigen Marktsegmenten falsche Erwartungen geweckt worden sind. Deren Korrektur könnte ungemütlich werden.
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