Sind die Banken auf dem Holzweg oder kommt es noch zu einem Rückfall? Aktuell ist 1 Euro genau 1,10 Franken wert. Gemäß den Wechselkursprognosen von Morgan Stanley und HSBC wird der Euro-Franken-Kurs bis Jahresmitte auf 1,05 sinken. Infolge müsste die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf massive Interventionen - wie zu Zeiten des Mindestkurses - umstellen.
Nachdem der Euro Ende Juni 2016 auf gefallen ist, dürfte er sich bis Ende 2015 auf 1,07 Franken erholen, sagen die Devisenexperten von Morgan Stanley. Bei Europas größter Bank HSBC geht man hingegen von einer Fortsetzung der Talfahrt auf 1,02 Franken aus. So weit werde es die SNB aber nicht kommen lassen, widersprechen Ökonomen.
Denn schon bei einem Rückfall auf 1,05 Franken dürfte SNB-Chef Thomas Jordan massiv intervenieren, zeigt eine aktuelle Ökonomen-Umfrage des Finanzdienstes Bloomberg. Sollte das nicht ausreichen und der Euro weiter sinken, läge die nächste Schmerzgrenze der Schweizer Währungshüter bei 1,03 Franken. An dieser Stelle würde die SNB ihren Negativzins (aktuell -0,75%) auf -1,00% oder gar -1,25% verringern.
"Die SNB hat mehr Spielraum eine Senkung des Einlagenzinses vorzunehmen, sollte sich der Euro-Franken-Kurs unkomfortabel der Parität nähern", erläutert der Analyst Bernard Yaros von Moody's Analytics. Die Schweizer Notenbank werde aber mit dem Zins nicht weiter als auf -1,25%% nach unten gehen, um eine zu arge Bargeldhortung der Konsumenten zu verhindern, sagt Yaros.
Der Euro-Franken-Kurs befindet sich nach seinem Anstieg vom Sommer 2015 von 1,04 auf 1,10, den Experten auf den Nicht-Rausschmiss Griechenlands aus der Eurozone zurückführen, in einer Komfortzone. Die Kursentwicklung pendelt seitdem die meiste Zeit zwischen 1,08 und 1,10. Ab und an kommt es zu Ausreißern. Im Februar 2016 kletterte der Euro auf 1,12 Franken, im November und Dezember 2015 sank er vorübergehend unter 1,08.
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