Der Euro-Franken-Kurs klamüsert wichtige Nachrichten von unwichtigen aus. Ein Zwist zwischen Deutschland und Italien über Schuldenberge und marode Banken hat zwar hohen Unterhaltungswert. Die Konsequenzen sind aber etwas für die lange Sicht. Kurzfristig muss der Wechselkurs herausfinden, wie er auf arg widersprüchlichen Konjunkturdaten aus der Schweiz und den steilen Anstieg des Euro-Dollar-Kurses reagiert.
Belehrungen aus Deutschland kommen in Italien nicht gut an. Ministerpräsident Renzi schäumt, weil Bundesbankchef Jens Weidmann letzte Woche bei seinem Rom-Besuch die italienische Regierung für ihre hohen Schulden in die Pflicht nahm. "Ich rate ihm, sich die deutschen Banken anzuschauen. Er hat so viele Probleme zu bedenken. Je weniger er an Italien denkt, desto besser ist es für ihn", konterte Renzi die Kritik im Sender Rai.
Renzis Finanzminister Pier Carlo Padoan legt in der Zeitung "La Repubblica" nach. Er schreibt: "Für mich ist Wachstum der Königsweg zum Abbau des Defizits." Der Plan funktioniert aber nicht, zumindest nicht in Italien. Denn die Wachstumsprognosen der Regierung liegen bei 1,2% (2016) und 1,4% (2017). Die erwarteten Defizite sind stets höher: 2,3% (2016), 1,8% (2017).
Industriekonjunktur top, Konsumkonjunktur flop: Die Umsätze im Schweizer Einzelhandel sind überraschend gefallen. Im März 2016 waren sie um 1,3% tiefer als im März 2015, teilt das Bundesamt für Statistik mit. Ökonomen hatten mit einem Anstieg gerechnet. Die Industrie gewinnt hingegen an Schwung. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe kletterte im April auf den höchsten Stand seit zwei Jahren, melden Credit Suisse und procure.ch.
Während der Euro mit 1,1501 US-Dollar auf den höchsten Stand seit acht Monaten steigt, bleibt dem Euro-Franken-Kurs eine ebenbürtiger Höhenflug verwehrt. 1 Euro kostet weiterhin knapp 1,10 Franken. Damit es beginnt zu knistern, müsste der Euro das Hoch vom Februar bei 1,12 Franken überbieten. Damit wäre er zum Franken so teuer wie zuletzt vor 16 Monaten.