2.6.16

Dauerhaftes Nullzinsumfeld macht Euro mürbe

Der Euro kriegt die Wucht der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu spüren, und so steht der EUR/CHF-Wechselkurs kurz davor unter 1,10 abzutauchen. Die Aussicht auf eine dauerhafte Abschaffung von Zinsen ist gefährlich für die Gemeinschaftswährung. Mario Draghi lässt keine Zweifel daran, immer mehr Zentralbankgeld in die Hand zu nehmen, um Probleme zu übertünchen.

Anfang Februar 2016 war 1 Euro bis zu 1,12 Franken wert, Mitte Mai dann noch 1,1130. Aktuell bringt der Eurokurs nur noch 1,1030 Franken auf die Waage. EZB-Chef Mario Draghi lässt durchblicken, die Nullzinspolitik für weitere drei Jahre fortzusetzen. Draghis großes Vorbild ist offenbar die USA. Dort hatte die US-Notenbank zwischen Dezember 2008 und Dezember 2015 einen Leitzins von Null.

Die EZB habe erst im November 2011 mit den Zinssenkungen so richtig losgelegt, erläuterte Draghi nach der turnusmäßigen Sitzung der EZB, die diesmal in Wien stattfand. Nimmt man die Fed als Maßstab, dürfte die EZB somit bis Ende 2018 an den tiefen Zinsen festhalten. Darüber hinaus verspricht der Italiener, bei Verschlechterungen der finanziellen Bedingungen einzugreifen.

Sollten also die Zinsen auf Staatsanleihen von Ländern wie Italien, Spanien und Portugal unerwartet steigen, wird die EZB das erforderliche Notenbankgeld zur Verfügung stellen, um diesen Prozess wieder rückgängig zu machen. Auch bei einem Absturz an den Aktienmärkten oder einer Krise wegen fauler Kredite im Bankensektor dürfte die EZB mit einem ihrer unzähligen Ankaufprogramme gegensteuern.

Anleger bezweifeln bereits, ob die EZB jemals in der Lage sein wird, die Zinsen anzuheben. Denn die von einer unvermindert hohen Arbeitslosigkeit geprägte Euroland-Wirtschaft sei einfach viel zu schwach. Ein Vergleich zu den USA, wo die Arbeitslosigkeit während des Nullzinsumfeldes kräftig sank, hinke somit.

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