Der Euro sucht nach dem rettenden Strohhalmen, findet ihn bisher allerdings nicht. Nach drei Wochen ununterbrochener Kursverluste steht er bei 1,0850 Franken. Das ist aus der Sicht vieler Währungsexperten zu wenig. Sie verweisen darauf, dass die Devisennotierung momentan mit schlechten Nachrichten überfrachtet wird. Kommt es nach 2015 auch 2016 zu einer EUR/CHF-Sommerrallye?
Im letzten Jahr war es der Beinahe-Austritt Griechenlands aus dem Euroraum, von dem sich der Euro-Franken-Kurs erst Mitte Juli 2015 begann zu erholen. Nachdem der Grexit dann vom Tisch war, kam es binnen vier Wochen zu einem einem steilen Anstieg des Euro-Wechselkurses von 1,04 Franken auf 1,10 Franken.
Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, dass diesen Sommer etwas ähnliches passiert. Einer neuen Umfrage zufolge liegen zwar die Brexit-Befürworter vorne. Die britischen Demoskopen sahen aber schon bei den britischen Parlamentswahl sehr schlecht aus, weil sie die deutlichen Wahlsieg von David Cameron nicht auf dem Zettel hatten. Die Wettbüros taxieren die Wahrscheinlichkeit auf einen Brexit nur auf 30%.
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"Zunehmend attraktiv erscheint es da, auf andere europäische Währungen auszuweichen. Besonders im Fokus steht der Schweizer Franken. Dieser gilt als klassischer sicherer Währungshafen, weshalb im Falle eines Brexits mit einer deutlichen CHF-Aufwertung zu rechnen ist", sagt die Commerzbank. Eine Tendenz zu einem stärkeren Franken sollte bereits im Vorfeld des Referendums zu beobachten sein, fügt die Bank hinzu.
Ein EU-Verbleib der Briten dürfte somit den Franken wieder schwächer machen. Ein weiterer rettender Strohhalm für den Euro wäre der Verzicht auf neue Lockerungen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Um dies besser abzuschätzen, muss man den Ölpreis im Auge behalten. Sollte er nach seinem Anstieg über 50 US-Dollar je Fass auch noch über 60 Dollar steigen, käme es zu einem recht schnellen Anstieg der Inflation.
Das würde dem Euro dann die Sicherheit geben, dass die EZB die Zinsen nicht noch negativer macht. Dieser Ausblick könnte schon genügen, damit der Euro wieder über 1,10 Franken steigt.