27.7.16

Franken-Kreditnehmer brauchen neue Euro-Spielregeln

Der Euro nimmt Tuchfühlung mit 1,10 Franken. Der Wechselkurs klettert von 1,0815 auf 1,0940 (+1,16%). Für Österreichs Finanzmarktaufsicht (FMA) sind das gute Nachrichten. Trägt der Anstieg doch dazu bei, dass sich die Schulden privater Haushalte in fremder Währung verringern und die Banken und das Finanzsystem stabiler werden. Franken-Kreditnehmer stellen sich die Frage: Läuft mein Kredit aus, bevor sie die Euro-Spielregeln ändern?

Die Aktie der Erste Group kletterte in den letzten drei Wochen von 18,86 Euro auf 23,92 Euro (+26,83%). Anteilsscheine der Raiffeisen Bank International stiegen von 10,45 Euro auf 11,70 Euro (+11,96%). Beide Geldhäuser haben noch jede Menge Franken-Fremdwährungskredite in den Büchern. Sie stammen aus der Zeit vor dem FMA-Neuvergabe-Stopp, das im Herbst 2008 verhängt wurde.

Per 31. März 2016 lag die Summe von Fremdwährungskrediten in Österreichs Privatsektor bei 25,4 Milliarden Euro, teilt die FMA nun mit. Das waren 2,88 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor. Der Anteil der Fremdwährungskredite an allen Krediten (bei 96,4% handelt es sich um Fremdwährungskredite in Schweizer Franken) lag bei 16,1% - nach 31,8% vor dem Neuvergabe-Stopp.

One fits all funktioniert nicht

Drei Viertel der ausstehenden Kredite sind endfällig mit Tilgungsträger. Von ihnen müssen etwa 80 Prozent zwischen 2020-2030 zurückbezahlt werden. Ob es den Euro bis dahin in seiner heutigen Form noch gibt, ist alles andere als sicher. Irgendwann werden die Euroländer möglicherweise zu dem Ergebnis kommen, dass es einen Einheitswechselkurs für Europa ebensowenig geben kann wie eine Einheitssprache.

1 österreichischer Euro wären dann mehr wert als 1 griechischer oder 1 portugiesischer Euro und könnte aller Voraussicht nach auch gegenüber dem Schweizer Franken deutlich zulegen. Das Problem mit den österreichischen Franken-Krediten würde sich in Luft auflösen.

Noch besser wäre es, wenn Österreich aus dem Euro ausstiege und der einzigen Währungsunion auf der Welt beitrete, die tatsächlich funktioniert. Das ist nämlich der Verbund zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Beide Länder bezahlten vor der Euro-Einführung und während des Euro-Projektes mit dem Franken, und werden das mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach dem Euro noch tun.

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