Devisenauguren sehen überall schwarze Schwäne. Alle haben eine Heidenangst vor der Politik. Bei der Bayerischen Landesbank rechnet man in den nächsten zwölf Monaten mit einem Euro-Absturz auf 1,03 Franken. "Politische Faktoren werden den Euro in den kommenden Monaten belasten", begründet die Bank. Die Société Générale spricht von einem trüben Wachstumsausblick wegen "einer Hemmung durch politische Unsicherheiten in Europa und den USA". Das einzige, was den Schweizer Franken massiv stärker machen könnte, kommt aber von wo ganz anders.
Mit einem "schwarzen Schwan" bezeichnet die Investment-Community ein Ereignis, das völlig unerwartet kommt und eine große Schadwirkung entfaltet. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken war ein solches oder das Platzen der US-Immobilienblase 2008. Ein US-Präsident Trump müsste sich damit abfinden, dass er keine uneingeschränkte Macht hat, weil die Väter der US-Verfassung die Macht zwischen Präsident und Kongress sorgfältig austariert haben. Trump ist also ganz sicher kein schwarzer Schwan.
"Für Unsicherheit dürften vor allem das italienische Verfassungsreferendum im Herbst, der EU-Austrittsantrag Großbritanniens und die französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2017 sorgen", so die Bayerische Landesbank. Es sei aber genauso gut möglich, dass umgekehrt ein Schuh draus wird, sagen Kritiker. Die Panikmache sei übersteigert. Alsbald sich die Risiken abbauen, weil Italiens Stimmvolk die Verfassungsänderung annimmt, Le Pen nicht Frankreichs Präsidentin wird und der Brexit zügig durchverhandelt wird, wären plötzlich überall weiße Schwäne.
Problemfaktor Ölscheichs
Eine ausgewachsene Krise der Erdölförderländer ist vielleicht das Einzige, was die Märkte derzeit auf dem falschen Fuss erwischen könnte. Saudi-Arabiens Haushaltsdefizit lag zuletzt bei 16% seiner Wirtschaftsleistung. Damit hat man sogar die Griechen in den Schatten gestellt. Es wird darüber gemunkelt, dass die Saudis die feste Bindung ihrer Landeswährung an den US-Dollar aufgeben müssen. Möglich wäre auch, dass es Kuwait und Bahrain zuerst erwischt. Saudi-Arabien würde dann von der Panik angesteckt, so dass die saudische Notenbank in die Knie geht. Ihr gingen die Devisenreserven aus so wie einst der Bank von England als George Soros kam.
Weil im Nahen Osten jeder sich selbst am nächsten ist, wäre ein gemeinsames Vorgehen gegen eine Finanzkrise eher unwahrscheinlich. Es gibt auch keine Rettungsschirme, mit denen man die eigene Bevölkerung vor einem massiven Wertverfall der Landeswährungen schützen könnte. In einem solchen Umfeld könnte es in der Tat sein, dass die Reichen in der Region massiv in den als sicheren Hafen wahrgenommenen Franken gehen. Dies müsste dann zu einer Situation 1 Euro = 1 Schweizer Franken führen.