30.10.16

Das Stimmvolk kann kommen! EUR/CHF erwartet heißen Tanz

Mit einem Auge auf die US-Präsidentschaftswahl schielend, liegen für den Schweizer Franken richtungsweisende Wochen voraus. Ganz genau schaut die eidgenössische Währung auf den Euroraum. Hier ist das Stimmvolk in Italien aufgerufen, seine Meinung über eine Verfassungsreform kundzutun. Setzen sich die Nein-Sager durch, kann der Euro-Franken-Kurs einpacken.

Wird Hillary Clinton die 45. US-Präsidentin, hätte das nicht zuletzt Folgen für den EUR/CHF-Kurs: Clinton könnte die Fed-Gouverneurin Lael Brainard als Nachfolgerin von Janet Yellen bestellen. Brainard sprach sich zuletzt vehement gegen US-Zinserhöhungen aus. Eine von den USA ausgehende Normalisierung der Geldpolitik, von der man bei der Schweizer Notenbank glaubt, das sie irgendwann auch den Euroraum erreicht, wäre passé.

Ohne höhere Zinsen in der Eurozone dürfte es aber keinen Anstieg des Euro-Franken-Kurses geben. Ferner ist ein stärkerer Euro nur bei einem Zusammenbleiben der 19 Euroländer realistisch. Italien ist das große Sorgenkind. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Italien dauerhaft Teil des Euro bleibt, fällt von Jahr zu Jahr", sagte der einflussreiche deutsche Ökonom Hans-Werner unlängst der "Welt".

Er frage sich, wie lange Italien wegen seiner desolaten Wirtschaftslage im Euro noch durchhalte. Sinn verweist auf die italienische Industrie, die 22% weniger produziert als vor der Finanzkrise, sowie die bei knapp 40% liegende Jugendarbeitslosigkeit. "Solch eine katastrophale Situation kann ein Land nicht lange aushalten", so der frühere Chef des Ifo-Instituts.

Am 4. Dezember 2016 haben die Italienerinnen und Italiener Gelegenheit, Dampf abzulassen. Das Referendum über eine Verfassungsänderung, die das Land leichter regierbar machen soll, könnte zu einem Ixit-Moment für die Eurozone werden. Vorsorglich hat Premier Renzi das Referendum nur vier Tage vor die Dezembersitzung des EZB-Rats angesetzt. Mario Draghi könnte bei einem Nein schnell reagieren.

Die Urnengänge in den USA und Italien bergen für den Euro-Franken-Kurs erhebliches Abwärtspotenzial, zumal bei einem US-Präsident Trump die Flucht in den Schweizer Franken noch schneller vonstatten gehen dürfte. Aufwärtspotenzial für die Devisennotierung bestünde, wenn Clinton Präsidentin wird, Yellen im Amt bleibt, die US-Zinsen steigen und Italien Ja sagt.

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