Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Banken-Volkswirten am Donnerstag den Grundstein für eine Verlängerung ihres Wertpapierkaufprogramms legen. Für den Euro-Franken-Kurs ist das Fluch und Segen zugleich. Es kommt darauf an, inwieweit die gerade etwas zu köcheln beginnende Inflation Mario Draghi in Schach hält.
Im März 2017 ist gemäß offiziellem Stand der Dinge Schluss mit dem über die Notenpresse finanzierten Erwerb von Staatsanleihen. Niemand glaubt aber, dass es tatsächlich so kommt. Eine Verlängerung des Programms gilt als so sicher wie das Amen in der Kirche. Italiens Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco, hatte unlängst seine Landsleute bereits beruhigt. Die EZB werde auch nach März 2017 weiter Anleihen kaufen, sagte er.
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Für den Euro-Franken-Kurs hängt damit wieder einmal alles an den Erwartungen. Eine deutliche Verlängerung ohne Rücksichtnahme auf Aufwärtsrisiken bei der Inflation dürfte den aktuell auf einem 2-Wochentief bei 1,0869 Franken liegenden Euro noch weiter drücken. Aus charttechnischer Sicht ist ohnehin Platz bis zur nächsten Unterstützung bei 1,08 Franken.
Würde Draghi der zuletzt vor allem in Deutschland recht deutlich gestiegenen Inflation Rechnung tragen und das Wertpapierkaufprogramm lediglich um sechs Monate verlängern, könnte der Euro Boden gegen den Franken gutmachen. Für die Stärke eines solchen Anstiegs wäre es entscheidend, inwieweit sich der Italiener auf eine Diskussion über eine schrittweisen Verringerung der monatlichen Käufe von bislang 80 Milliarden Euro einließe.
Als EZB-Offizielle vor eineinhalb Wochen der Nachrichtenagentur Bloomberg steckten, die Käufe könnten jeden Monat um 10 Milliarden Euro zurückgefahren werden, kletterte der Euro auf knapp 1,10 Franken. Könnte er einen Widerstand bei 1,0990 Franken knacken, wäre laut der Charttechnik der Weg frei für einen Anstieg auf 1,11 Franken.