Sichere Häfen bekommen eins übergebraten. Die Verlierer des Normalisierungs-Drangs heißen Schweizer Franken, Gold und Silber. So könnte es nun weitergehen: Der Euro-Wechselkurs steigt über 1,10 Franken, der US-Dollar über 1,00 Franken. Nachdem der Goldpreis die 1300-Dollar-Marke gerissen hat, sinkt er auf 1.250 Dollar je Feinunze. Silber kracht auf 17,50 Dollar runter - nach 21 Dollar zur Jahresmitte.
Plötzlich ist es soweit: Der Weg zu einem höheren Zinsumfeld ist für die Finanzmärkte ohne großen Nebenwirkungen gangbar. Der wichtige ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industriekonjunktur hat das nun noch einmal unterstrichen. Er kehrt in die Wachstumszone zurück, so dass sich der in den letzten Monaten sehr stark vom Verbraucher getragene Konjunkturaufschwung verbreitert.
Die US-Notenbank (Fed) hat somit allen Grund im Dezember ihren Leitzins von 0,50% auf 0,75% anzuheben. Ein solcher Schritt würde den Weg zu einer höheren globalen Zinsstruktur ebnen, signalisieren die Finanzmärkte und behandeln Gold stiefmütterlich. Denn mit dem gelben Edelmetall kann man weder Zinsen noch Dividenden verdienen. Gold gewinnt man der Erde unter hohen Kosten ab, um es dann wieder in unterirdischen Tresoren wegzuschließen.
Der Schweizer Franken geht auf die Bretter, weil die Märkte damit rechnen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nach der Fed mit einer Normalisierung der Geldpolitik in Form einer Drosselung ihrer Anleihekäufe beginnt. Die Schweizer Notenbank sieht man hingegen am längsten mit ihrer expansiven Geldpolitik und dem tiefsten Negativzins der Welt (-0,75%) ausharren, zumal sie ihren Franken abschwächen will.
Was zu einem Umdenken bei der EZB führen könnte, sind nicht etwa die deutschen Wutsparer. Die Notenbank sorgt sich vielmehr um die seit Mitte 2015 stark gefallenen Aktienkurse der Banken in der Eurozone. Dies führe typischerweise mit einer Verzögerung von einem Jahr zu einer Einschränkung des Kreditangebots an die Realwirtschaft, sagt EZB-Chefvolkswirt Peter Praet.