Bei großen Vermögensverwaltern macht sich Unmut über die schwachen Banken in der Eurozone breit. Probleme bei Deutscher Bank, Unicredit und Co. könnten ein Hauptgrund sein, warum der Euro trotz seines jüngsten Anstiegs auf knapp 1,10 Franken immer noch ein Schattendasein fristet. Ist ein neues Bankenwesen das A und O für einen deutlich höheren EUR/CHF-Kurs? Oder geht es nur darum einen schnellen Euro zu verdienen?
"Europas Banken haben in einem großen Ausmaß versagt", sagt Philipp Hildebrand, früherer Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und heute Vice-Chairman bei Blackrock der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Es ist frustrierend, dass sich in einer Reihe großer europäischer Banken, trotz aller Rhetorik, noch immer nicht klar genug die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass eine radikale Neuorientierung des Geschäftsmodells notwendig ist".
Ferner fordert der Ex-SNB-Chef, der vor fast genau fünf Jahren den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken eingeführt hat, von der Politik, grenzüberschreitende Bankenfusionen zu ermöglichen. An dieser Stelle tut sich ein Widerspruch auf. Denn Blackrock und Hildebrand sind starke Befürworter des massiven Wertpapierkaufprogramms der EZB.
Man kann aber nicht beides haben, wie das Beispiel Italien zeigt: Die italienischen Banken sind seit eh und je besonders eifrige Käufer von Staatsanleihen, die von der Regierung in Rom ausgegeben werden. Momentan sieht es so aus, dass die Geldhäuser der Renzi-Regierung die Papiere abnehmen, sie etwas halten, um sie dann oft zu einem höheren Preis an die EZB weiterzuverkaufen.
Die italienische Politik dürfte demzufolge nicht das geringste Interesse daran haben, dass aus einem anderen Euroland ein Investor bei den heimischen Banken einsteigt. Denn der wäre ein Störenfried. Er könnte verlangen, dass man künftig das Risiko bei den Staatsanleihen-Engagements etwas breiter streut und der Renzi-Regierung weniger Papiere abkauft.
Das Beispiel zeigt, wie opportunistisch große Vermögensverwalter agieren. Erst will man mit dem EZB-Wertpapierkaufprogrammen einen schnellen Euro verdienen, dann mit Bankenfusionen. Die Vorschläge aus der Gewinnmaximierungs-Schublade des früheren SNB-Chefs taugen jedoch nicht dazu, die Eurozone als Ganzes stabiler zu machen, was vonnöten sein dürfte, damit der Euro aus eigener Kraft wieder über 1,20 Franken steigt.
Wie die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank zeigt, besteht sogar die Gefahr, dass aus überhasteten Fusionen noch schwächere Banken hervorgehen, die die Kreditvergabe einschränken. Ganz zu zu schweigen von den Problemen "Too Big to Fail" und Moral Hazard. Infolge sinkt das Wachstum in Euroland, der Euro könnte auf 1,00 Franken zurückfallen.