Der Euro sinkt mit 1,0820 Franken auf den niedrigsten Stand im 4. Quartal 2016. Auf eine Erholung des seit zwei Wochen fast ununterbrochen fallenden Wechselkurses kann man lange warten. Neue Konjunkturdaten aus dem Euroraum deuten auf einen Dynamikverlust hin. Darüber hinaus zeigt ein sprudelnder Exportüberschuss der Schweiz: Die Stärke des Frankens ist nicht aus der Luft gegriffen.
Als ein Geheimtipp unter Analysten gilt der belgische Geschäftsklimaindex. Hierbei handele es sich um einen exzellenten Frühindikator, weil die belgische Wirtschaft zum einem mit verarbeitenden Unternehmen gespickt ist, die im Konjunkturzyklus ihre Ausgaben in der Regel vor dem Konsumenten steigern bzw. verringern.
Zum anderen sind in Belgien überproportional viele Produzenten von Vorleistungsgütern angesiedelt. Sie nehmen innerhalb der Industriekonjunktur einer Vorreiterrolle ein und lassen darauf schließen, wohin die Reise bei den Endproduzenten, die oft in Deutschland, Italien und Frankreich sind, geht.
Belgiens Geschäftsklimaindex blieb im Oktober hinter den Erwartungen zurück. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Lage eingetrübt, teilt die Herausgeberin, die belgische Notenbank, mit. Das ist ein Indiz dafür, dass die Industriekonjunktur im Euroraum, die sich im 3. Quartal 2016 im Lichte einer Beschleunigen des Wachstumstempos in China auf 6,7%, verbesserte, bis Ende 2016 wieder abkühlen dürfte.
Mit einen im 3. Quartal 2016 erwirtschaften Schweizer Exportüberschuss von 10,2 Milliarden Franken gibt es einen weiteren Grund für den sinkenden Euro-Franken-Kurs. "Der Überschuss in der Handelsbilanz überschritt erstmals in einem Quartal die 10 Milliarden-Franken-Marke", berichtet die Eidgenössische Zollverwaltung.
Wenn die Schweizer so viele ihrer Waren im Ausland verkaufen können, dann ist der Franken ganz offenbar nicht so sehr überbewertet wie von offizieller Seite immer behauptet wird. Der Euro droht daher unter 1,08 Franken wegzubrechen, weshalb die Schweizerische Nationalbank (SNB) wieder einmal vor einer Nagelprobe steht.
Die SNB hat im laufenden Jahr mit einer Anhäufung von Euro-Devisenreserven im Gegenwert von gut 50 Milliarden Franken dafür Sorge getragen, dass der Euro die meiste Zeit über 1,08 Franken blieb. Neben dem Exportüberschuss der Schweiz spricht die nicht enden wollende lockere Geldpolitik der EZB dafür, dass es die SNB bald mit einem inoffiziellen Euro-Mindestkurs von 1,07 oder 1,06 Franken versuchen könnte.