Für einen Fremdwährungskreditnehmer in Österreich, der Anfang 2000 einen Franken-Kredit im Gegenwert von 200.000 Euro bei einem Eurokurs von 1,50 Franken aufnahm, stellt sich die Lage wie folgt da:
- Aktuell bringt 1 Euro 1,08 Franken auf die Waage. Die Kreditschuld liegt damit bei rund 278.000 Euro (Wechselkursverlust 78.000 Euro).
- Als der Euro im Februar 2016 auf 1,12 Franken kletterte, lag die Kreditschuld bei knapp 268.000 Euro (Wechselkursverlust 68.000 Euro).
- Wegen der in den letzten 16 Jahren aufgehäuften Zinsersparnis gegenüber einem Euro-Kredit hat der Kreditnehmer 38.000 Euro gespart. Dieser Betrag ist vom Wechselkurs-Verlust abzuziehen.
- Damit ergibt sich ein Reinverlust von 40.000 Euro (Wechselkurs 1,08) oder 30.000 Euro (Wechselkurs 1,12).
Ein Teil des Reinverlustes haben Franken-Kreditnehmer in Österreich durch einen Anstieg der Immobilienpreise bereits aufgeholt. Bei einer angenommenen Wertsteigerung von Haus und Grundstück um 10% in den letzen 16 Jahren und einem damaligen Kaufpreis von 200.000 Euro, sind somit 20.000 Euro vom Reinverlust abzuziehen. Es bleibt ein Minus von 20.000 Euro (Wechselkurs: 1,08) oder 10.000 Euro (Wechselkurs 1,12)
In Deutschland ist die Lage verzwackter. Hier haben sich oft Gemeinden und Kommunen im Schweizer Franken verschuldet, weil sie Kassenkredite aufnahmen. Ferner haben private Franken-Kreditnehmer ihr Eigenheim in der Regel zu einem Fixzinssatz finanziert, weshalb die Zinsersparnis nicht so groß ausfällt wie in Österreich.
Bis zum Verbot der Franken-Kredite im Herbst 2008 war es in Österreich gang und gäbe, dass Privathaushalte mit variablen Zins finanzierten. Dies führt nun dazu, dass ziemlich viele österreichische Franken-Kreditnehmer inzwischen sehr nahe am Break-Even, also jenem Punkt, wo man weder etwas gewonnen, noch etwas verloren hat, sind.
In vielen Fällen dürfte die Wertsteigerung der Immobilie höher ausfallen als 10%. Wer es leid ist den Wechselkurs zu verfolgen, für den könnte es daher Sinn machen in einen Euro-Fixzinskredit zu konvertieren. Denn bei einem Euro-Kredit mit variabler Verzinsung kann einem dasselbe passieren wie einst mit dem Franken-Kredit und dem Wechselkurs.
Dieses Mal wäre es dann nicht der Schweizer Franken, sondern die Zinsen, die stark steigen würden. Auslöser könnte eine Euro-Währungsreform, wie sie der frühere Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, für möglich hält, sein. Die Zinsen in Deutschland und Österreich dürften auch steigen, sollte sie in der Eurozone Eurobonds machen.