2.11.16

Millennials und Silverager schwächen den Euro - nicht Trump

Langsam wird es eng: Der Euro sinkt auf 1,0753 Franken. Ist das wirklich nur die Furcht vor einem US-Präsidenten Trump, dessen Siegchancen ja immer noch ziemlich gering sind? Oder stinkt der Fisch vom Kopf? Soll heißen: Der Euro-Franken-Kurs ist aktuell auf dem tiefsten Stand seit vier Monaten wegen der auf sich warten lassenden Neuausrichtung der Eurozone.

Der US-Wähler könnte sich am Ende für Hillary Clinton entscheiden, ihr aber neben einem bereits von den Republikanern dominiertes Abgeordnetenhaus auch einen republikanischen Senatsmehrheit als Aufpasser gegenüberstellen. Trumps Wahlkampf ist im Gegensatz zu Clintons unterfinanziert, weshalb er mindestens einen der Swing-States (Florida, Ohio North Carolina) verlieren dürfte, was seine Siegchancen zunichte machen würde.

"Tatsächlich hat der Euroraum seit der 'Whatever it takes'-Rede von Herrn Draghi im Jahr 2012 kaum Wachstum, dafür aber die schlechteste Arbeitsmarktentwicklung im Vergleich mit anderen Industrienationen, zweistellige Arbeitslosenquoten, eine Jugendarbeitslosigkeit von über 20 Prozent, nicht tragfähige Verschuldungsquoten...", bemängelt Deutsche-Bank-Chefvolkswirt David Folkerts-Landau.

Die Mischung in der Eurozone stimme nicht, sagen Kritiker. Draghi mache eine Geldpolitik für seine Generation und für die Generation, die nach ihm komme. Ihnen schmeiße die EZB das Geld hinterher. In der Tat ist es so, dass die Einkommensbezieher ab 40 Jahren in Frankreich, Italien und Spanien bisher so gut wie keinen Beitrag leisten mussten, damit ihre Länder wieder auf die Beine kommen.

Für die junge Generation, die Millennials, hat man das Bambi-Programm ausgewählt, das ein wenig an die antiautoritäre Erziehungsbewegung erinnert. Wer im spanischen Süden, wo die Jugendarbeitslosigkeit bei 50% liegt, am Wochenende in einen kleinen Supermarkt geht und dann von fleißigen Chinesen bedient wird, während die spanische Jugend auf der Straße steht und Fußball im TV schaut, fragt sich, ob dieses Modell viel Zukunft hat.

Die Eurozone könnte ziemlich gut funktionieren, würden die um Draghi versammelten Silverager ihren Beitrag leisten und gäbe man den Millennials einen Tritt in den Hintern. Das trauen sich die Politiker aber nicht. Deswegen sind Euro und Eurozone weiterhin in einer Art Wachkoma. Nur das was zum Überleben wichtig ist, wie Whatever-it-Takes, funktioniert.

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