Der Euro reagiert auf den Wahlsieg von Donald Trump mit Kursverlusten. Anders der Schweizer Franken: Er stellt sich wieder einmal als sicherer Hafen heraus. In der Summe führt das zu einem Rückfall des EUR/CHF-Kurses auf 1,0740. Die US-Wahl mit ihren Auswirkungen auf die Devisenkurse ist Schnee von gestern. Jetzt geht es um die Gretchenfrage: Wer profitiert stärker von Trumponomics, der Euro oder der Franken?
Es ist durchaus möglich, dass der Euro wieder über 1,10 Franken steigt. Voraussetzung ist ein höheres, globales Zinsumfeld. Die Konjunkturpläne von Donald Trump führen zu einem stärkeren Wachstum, was die Inflation in den USA anschieben dürfte. Dies sollte wiederum der US-Notenbank (Fed) raschere Leitzinserhöhungen abverlangen, als man es derzeit erwartet.
Trump-Szenario
Zunächst kommt es zu einer Aufwertung des US-Dollar und im Gegenzug zu einer Abwertung des Euros. Der schwache Euro führt dann dazu, dass auch die Inflation in der Eurozone schneller steigt als gedacht und die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen erhöht.
Jetzt schlägt die Stunde des Euro-Franken-Kurses. Er steigt, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihrerseits Leitzinserhöhungen hinauszögert, da sich die Teuerung in der Schweiz wesentlich langsamer erhöht als im Euroraum. Die Zinsschere geht wie von 2002 bis 2007 zugunsten des Euros auf. Der Schweizer Franken schwächt sich ab.
Trumponomics
Was Donald Trump vorhat, erinnert an die Wirtschaftspolitik von Ronald Reagan in den 1980er Jahren. Es gibt jedoch einen gravierenden Unterschied. Trump pocht darauf, dass sich das Handelsbilanzdefizit der USA nicht vergrößert. Dies hatte Reagan zunächst ignoriert, was dazu führte, dass sich die Industrieländer 1985 auf eine Abwertung des US-Dollar verständigen mussten (Plaza-Abkommen).
Weil Trump die US-Wirtschaft von Importen ein Stück weit abschotten will, funktioniert das obige Szenario, das auf einen Anstieg des Euro-Franken-Kurses hinausläuft, in der Praxis nicht. Trump wird die Fed so umbauen, dass sie bei steigenden Inflationsraten die Zinsen niedrig lässt. Der Dollar bleibt schwach, der Euro bleibt schwach, eine Abwertung des Schweizer Franken ist nicht realistisch.