29.12.16

Zwischen den Zeilen gelesen: Euro bekommt mehr Beinfreiheit

Noch ist auf die Schweizer ist Verlass: Die eidgenössischen Währungshüter haben sich offenbar fest vorgenommen, den Euro bis Ende 2016 über 1,07 Franken zu halten. Der Euro prallte in den letzten Handelstagen einmal bei 1,0699 und einmal bei 1,0701 Franken wie von einer Gummiwand zurück. Dahinter können eigentlich nur Euro-Stützungskäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stecken.

Die Giroguthaben von Schweizer Geschäftsbanken bei der SNB stiegen zwischen dem 16. Dezember und 23. Dezember 2016 um 6,32 Milliarden auf 463,63 Milliarden Franken. Wenn die Währungshüter am Devisenmarkt intervenieren, kaufen sie Banken wie der Credit Suisse und UBS Euros ab und erhöhen im Gegenzug deren Giroguthaben, die auf Schweizer Franken laufen.

Wegen den Zurückprallern des EUR/CHF-Kurse bei 1,07 spricht einiges dafür, dass die SNB wegen Euro-Stützungskäufen auch in der letzten Woche des Jahres Geschäftsbanken Frankengutschriften in Milliardenhöhe machen wird. Die Devisenreserven der SNB dürften daher weiter steigen. Sie beliefen sich per Ende November auf 647,99 Milliarden Franken nach 574,96 Milliarden Franken zu Jahresbeginn.

Viele Währungsexeprten gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank 2017 nicht mehr so stark intervenieren wird wie 2016. Demnach könnte sie den Euro bis 1,05 Franken fallen lassen, bevor sie ihn wieder an die Leine nimmt.

Der Preisfindungsmechanismus beim Wechselkurs bliebe letztlich den Kräften von Angebot und Nachfrage überlassen, sagte der stellvertretende SNB-Direktor Dewet Moser im November. Im Dezember signalisierte Notenbankchef Thomas Jordan dann, bei Devisenmarktinterventionen künftig eine Aufwertung des US-Dollars gegen den Franken auf eine Abwertung des Euros gegen den Franken anrechnen zu wollen.

Fazit:
Die in den letzten Monaten geänderte Rhetorik der SNB legt nahe, dass sie 2017 die untere Schwankungsbreite des EUR/CHF-Kurses bei etwa 1,05 festlegen wird. Die Gretchenfrage lautet nun: Testet der Devisenmarkt fortwährend diese Schmerzgrenze? Oder geht der Plan der SNB auf? Sie muss weniger intervenieren und der Euro pendelt 2017 zwischen 1,05 und 1,10 Franken hin und her.

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