Hat der Euro mit dem Anstieg auf 1,1070 Franken sein Pulver verschossen? Die Aufwärtsbewegung des Devisenpaares hat sich zuletzt merklich abgeschwächt. Bei Markttechnikern und EZB-Beobachtern blinken die Alarmsignale. Die Eurozone ist nicht so fit, wie es den Anschein hat.
Dreimal prallte der Euro in den letzten Tagen bei 1,1060-1,1070 Franken zurück. Das ist ein klares Signal dafür, dass den Euro-Käufern die Munition ausgeht. Die Bullenfalle steht kurz davor zuzuschnappen. Sollte es der EUR/CHF-Kurs nicht schaffen über einer wichtigen Unterstützung bei 1,0970 zu bleiben, wäre Abwärtspielraum bis 1,0830 vorhanden.
Auf der mit Spannung erwarteten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag dürfte es eng werden. Mit einem baldigen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik ist nicht zu rechnen. Die Euro-Notenbank wird sich aller Voraussicht nach gegen die Erwartungen der Märkten stellen, die mit weniger Billiggeld rechnen.
Die Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone haben sich im Juli abgeschwächt, meldet das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Eurozone dürfte ihr hohes Wachstumstempo der ersten Jahreshälfte, wo sie mit einer aufs Jahre hochgerechneten Rate von 2% expandierte, nicht halten können.
Das Potenzialwachstum, jene Wachstumsrate, die bei einer normalen Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten erreicht wird, liegt in der Eurozone wegen liegen gelassenen Reformen bei etwa 1,4%. Diese Lücke versucht die EZB zu schließen, in dem sie fortwährend Zentralbankgeld druckt, das sie dann mit Niedrig-, Null- oder gar Negativzinsen in die Wirtschaft drückt.