Der Euro lässt nicht locker: Nach mehreren Kurzausflügen auf 1,1260-1,1270 Franken deutet sich ein Stärkerwerden an. Aktuell notiert er bei 1,1350 Franken. Am 4. August 2017 war 1 Euro mit 1,1538 Franken so viel wert wie letztes Mal vor zweieinhalb Jahren. Damit die Devisennotierung Höchstmarken jenseits von 1,15 erreicht, muss Draghi bei der Inflation ein Auge zudrücken.
Der Euro habe für dieses Jahr sein Pulver bereits verschossen, sagen Händler, die auf Mean-Reversion (Mittelwertrückkehr) setzen. Sie machen eine einfache Rechnung auf: Jahreshoch bei 1,1537 und Jahrestief bei 1,0627 werden zusammengezählt und das Ergebnis durch zwei geteilt. Der Euro-Franken-Kurs müsste sich demzufolge bei knapp 1,11 einpendeln.
Momentum-Trader sehen das anders: Der Euro haben Hummeln im Hintern. Ursache sei der Anstieg über 1,12 Franken. Durch den Bruch dieser wichtigen Marke sei ein Paradigmenwechsel vonstatten gegangen. Es werde jetzt zu einer mehrjährigen Aufwärtsbewegung kommen. Der Euro habe wegen der brummenden Eurozonen-Wirtschaft und der näher rückenden Eindämmung der ultralockeren Geldpolitik gute Chancen auf 1,20 Franken zu steigen.
Ausblick
Die Japaner schaffen es nicht, die Amerikaner auch nicht: Gemeint ist die Inflation auf 2% zu bekommen. In beiden Länder herrscht Vollbeschäftigung, gleichwohl sucht man vergeblich nach der Lohn-Preis-Spirale, die in früheren Jahrzehnten die Inflation zuverlässig nach oben getrieben hat.
In den nächsten Monaten geht es um die Gretchenfrage: Verringern die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Anleihekäufen, obwohl die Inflation nicht anspringt? Auch die EZB wird die gewünschten 2% nicht erreichen. Bezeichnenderweise ist die Kerninflation, die die Preise von Energie und Lebensmittel ausklammert, mit gut 1% etwa genau so hoch wie vor dem massiven Kaufprogramm von Staatsanleihen.
Es läuft darauf hinaus, dass sich die Währungshüter durchmogeln. Sie werden die Geldschleusen beginnen zu schließen (Tapering) und gleichzeitig prognostizieren, dass die Inflation irgendwann (2019 oder 2020) auf 2% steigen werde. Dem Euro-Franken-Kurs könnte das bereits genügen, um die Höchstmarke bei 1,1537, die dank Tapering-Spekulationen zustande kam, zu übertreffen.